So saß man im Oktober 1959 in Braunshardt beim "Wirt" im Adler Braunshardt zusammen

von links:

Hinten:
K.H. Kleiner, Elfriede Diehl, Rudi Schreiber, Else Mohr, Karl Krestan

Vorn:
Otto Krestan, Rosemarie Schreiber, Emil Koch, Achim Heß, Heinz Frenkel                                 

So fing's damals an - Na, wer kennt sich noch ...

 


Die Mannschaft der

Einer der ersten Spieltage im Oktober 1959
gegen BC Biebrich II 

von links:

Hinten:
Emil Koch, Else Mohr, Gretel Best, Achim Heß, Karl Krestan

Vorn:
Rudi Schreiber, Otto Krestan, K.H. Kleiner

 


 

Sommer 1958: Ein neuer Sport setzte sich in Deutschland durch !!

Wenn das Wetter schön war, sah man überall auf Plätzen, Wiesen und Straßen, das Spiel mit dem Federball, auch in Weiterstadt war das so. Der allgemeine Freizeitspass Nr.1 war damals "Federball".

Einige junge Männer des Spielmannszuges der SGW waren der Meinung, dass man diesen Sport als eigene Abteilung in den Hauptverein aufnehmen sollte, da sicherlich ein großer Zuspruch zu erwarten sei.

Bevor man aber diesen Antrag einbringen konnte (die Generalversammlung war erst gegen Ende des Jahres) sprach man Freunde und Interessierte an und lud diese im Spätsommer zu einem ersten Training auf den alten Sportplatz ein. Es kamen etwa 10 Personen.

Man war sich schnell darin einig, diese Sportart weiterhin als Gruppe betreiben zu wollen. Jeder versprach, sich dafür einzusetzen, dass Badminton bei der kommenden Generalversammlung als Abteilung in den Verein aufgenommen werden sollte. Inzwischen stieg die Mitgliederzahl um die Gründergruppe stetig an.

Als zunächst einziger Trainingstag wurde der Samstagmittag festgelegt. Bei schönem Wetter fand das Training !! im Freien !! statt.

Wir suchten und fanden im Wald, nahe der Autobahn, eine kleine windgeschützte Lichtung, in der zwei Bäume im richtigen Abstand die Netzpfosten ersetzten. Die Begrenzungslinien wurden mit Ästen und Bekleidungsstücken markiert.

Wenn das Wetter schlecht war, durften wir den Saal im "Darmstädter Hof" benutzen, nachdem wir uns verpflichtet hatten, diesen wieder so zu verlassen, wie wir ihn vorgefunden hatten. (Erst Tische und Stühle wegräumen, dann wieder einräumen).

 

Endlich war es soweit:
Die Generalversammlung gab unserem Antrag statt, und wir wurden als 5. Sportabteilung in die Sportgemeinde- Weiterstadt eingegliedert. Bis zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass es für unseren Sport bereits einen organisierten Verband gab (Hessischer Badmintonverband, HBV), worauf man uns in einer Vorstandssitzung aufmerksam machte. Wir schrieben daraufhin an diesen Verband, der sich auch sofort um uns kümmerte.

In Darmstadt gab es damals bereits einen Badmintonverein, dessen Abteilungsleiter vom HBV gebeten wurde, mit uns Kontakt aufzunehmen, was kurz darauf auch geschah. Von diesem Darmstädter erfuhren wir dann, dass der Badmintonsport nur in einer Halle durchgeführt werden kann, erstens deshalb, weil der leichte Federball zu luftempfindlich sei (bis zu diesem Zeitpunkt benutzten wir noch die schweren Gummifederbälle, die man 50 Meter weit schlagen konnte) und zweitens der Boden im Freien zu uneben wäre, was zu Verletzungen führen könne. Auch unsere Schläger müssten eine bessere Bespannung haben... usw. usw. usw.

Auf diese Art erfuhren wir noch manches Neue, mit dem wir anfangs so gar nicht einverstanden waren. Die Einladung zu einem Trainingsabend nach Darmstadt nahmen wir daher gerne an.

Unsere besten Spieler fuhren mit dem Gefühl nach Darmstadt, denen mal so richtig zu zeigen, wie man Federball spielt. Die große Ernüchterung kam dann aber sofort. Alles, was wir bis jetzt beherrschten, konnten wir vergessen. Durch den leichten Turnierfederball entstand ein völlig neues Spielgefühl.

Die Darmstädter schlugen uns die Bälle nur so um die Ohren und wir fuhren ziemlich geknickt wieder nach Hause. Diejenigen, die es sich leisten konnten, kauften sich schleunigst einen richtigen Badmintonschläger (Preis damals 25 DM), außerdem begannen wir das Training mit den Turnierfederbällen (Stück 30 Pf.).

Da Badminton nur in der Halle betrieben werden durfte und dort gewisse Maße zu beachten waren, gab es für uns ein neues, großes Problem zu lösen. Wir mussten einen geeigneten Saal finden. Die seitherige Übungsstätte im "Darmstädter Hof" erfüllte die gestellten Anforderungen nicht. Der Besitzer des einzigen Saales in Weiterstadt, in dem wir hätten spielen können, lehnte den Sportbetrieb ab. Darauf hin schalteten wir den Hauptvorstand ein. Auch seine Verhandlungen mit dem betreffenden Gastwirt blieben erfolglos. Es sah fast danach aus, als scheitere der Badmintonsport in Weiterstadt am Hallenproblem.

Ein Vorstandsmitglied fragte daraufhin im benachbarten Braunshardt an und konnte tatsächlich den Wirt vom Gasthaus "Adler" dazu bewegen, uns einmal wöchentlich seinen Saal zu überlassen. Natürlich mussten wir auch dort zum Training aus- und einräumen. Das taten wir wenigstens anfangs gerne, hatten wir doch jetzt einen Saal, indem wir unser Badminton spielen konnten - wenn auch mit kleinen Hindernissen (der Kohleofen stand genau in der Ecke der hinteren und seitlichen Begrenzungslinie).

Bereits nach einem Jahr war unsere Abteilung auf 30 Personen angewachsen. Da uns nur ein Spielfeld zur Verfügung stand, wurde die Belegung eingeteilt. Die Ersten begannen mit den Übungsstunden samstags um 13 Uhr, die Letzten bauten um 22 Uhr das Spielfeld ab. Wenn man seine Übungszeit hinter sich hatte, ging man natürlich nicht gleich nach Hause, denn der Gastwirt wollte ja auch noch etwas an uns verdienen. Je mehr das der Fall war, umso sicherer war uns unser Übungsraum. Es war durchaus keine Seltenheit, uns nach Mitternacht johlend auf dem Nachhauseweg zwischen Braunshardt und Weiterstadt zu begegnen.

Im Mai 1959 trugen wir unser erstes Freundschaftsspiel aus. Gegner war die 2. Mannschaft von Blau-Gelb Darmstadt. Ein Mannschaftsspiel bestand damals noch aus 11 Spielen, von denen wir immerhin schon 4 gewinnen konnten. Es spielten: Otto Krestan, Walter Hirsch, Günter Freund, Emil Koch, Inge Helm und Gretel Best.

Nach diesem guten Abschneiden gegen Darmstadt luden wir aus dem Bezirk Wiesbaden den BC Biebrich mit seiner 2. Mannschaft ein. Dieses Spiel brachte uns sehr schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Wir waren eben doch noch Anfänger und es hagelte eine 11: 0 Niederlage. Trotzdem kam es von Anfang an mit den Spielern aus Biebrich zu einem sehr freundschaftlichen Kontakt. Außer weiteren Spielbegegnungen zwischen beiden Mannschaften feierte man sogar gemeinsam das Weihnachtsfest. Da uns damals in Braunshardt nur ein Spielfeld zur Verfügung stand, benötigten wir für ein Mannschaftsspiel ca. 5 Stunden.

1960 entschlossen wir uns, erstmals an der Verbandsrunde teilzunehmen. Die unterste Klasse, die B-Klasse, bestand damals aus 5 Mannschaften. Wenn wir auch anfangs glaubten, in dieser Fünfergruppe mithalten zu können, so wurden wir doch sehr bald von Gegenteil überzeugt, denn alle Spiele gingen klar verloren. Wir fragten uns, ob es überhaupt zu schaffen war, ohne Anleitung die Spielstärke der anderen Mannschaften zu erreichen. Man spielte bis dahin so, wie man es eben für richtig hielt.

Die Verbandsspiele der ersten Jahre wurden unsere Badminton-Lehrjahre:
Alle Spielzüge, mit denen der Gegner bei uns Erfolg hatte, übten wir im Training. Wir versuchten durch Gespräche Tricks zu erfahren und ließen uns die richtige Schlägerhaltung erklären. Langsam fanden wir dann zu einem taktischeren, erfolgreicheren Spielsystem. Erst nach 3-jähriger "Lehrzeit" gab es im Oktober 1961 gegen Eltville II mit 7:2 den ersten Sieg (inzwischen bestand ein Mannschaftsspiel nur noch aus 9 Spielen). Die Niederlagen fielen nicht mehr so deutlich aus und ein sicherer "Punktelieferant" waren wir von da an auch nicht mehr.

Als die Überlegenheit unserer Gegner mehr und mehr zusammenschmolz, beanstandete man immer häufiger das kaum zumutbare Spielfeld. Immerhin gab es nach hinten auf beiden Seiten keinen Auslauf, und der große Kohleofen stand zur Hälfte im Spielfeld.

Zur gleichen Zeit wurde damals in Weiterstadt beschlossen, eine neue, große Mehrzweckhalle zu bauen (heute die Halle des Bürgerzentrums, Ortsmitte). Wir nahmen natürlich über den Verein sofort Verbindung mit der Gemeinde auf und beantragten zwei Trainingsabende pro Woche, sowie die sonntägliche Benutzung für die Austragung von Mannschaftsspielen in der Verbandsrundenzeit.

Da auch noch andere Sportgruppen die neue Halle nutzen wollten, wurde uns schließlich der Freitagabend und Samstagnachmittag zugesprochen. Die sonntägliche Benutzung sollte von der Gemeinde über einen Terminplan geregelt werden. Von dieser Entwicklung waren wir, das kann man sich vorstellen, hellauf begeistert.

Die Baumaßnahmen sollten sofort beginnen, und wir waren der Meinung, dass uns die neue Halle schon im nächsten Jahr zur Verfügung stünde.

Da das anfänglich gute Verhältnis unserer Abteilung zu dem Braunshardter Wirt merklich abkühlte, und wir es auch müde waren, vor und nach jedem Training die Halle umzuräumen, beschlossen wir ab dem Sommer 1962 mit dem Badmintonsport für ein Jahr zu pausieren. Daraufhin unterbrachen wir den Spielbetrieb und hofften, ein Jahr später in der neuerbauten Mehrzweckhalle unter besseren Bedingungen weiterzumachen.

Aus welchen Gründen auch immer wurde die neue Halle erst im Februar 1965 fertig und für den Sport freigegeben. Mit dieser langen Pause hatten wir natürlich nicht gerechnet, was dann beinahe wie ein neuer Anfang war. Einige frühere Spieler gaben in der Zwischenzeit den Badmintonsport auf, dafür kamen aber viele neue Mitglieder hinzu.

Ab jetzt standen uns 3 Spielfelder zur Verfügung und die neuen Mitglieder hatten den Vorteil, schon Spieler mit Badmintonerfahrung vorzufinden, die ihr Wissen und Können weitergeben konnten.

1966 glaubten wir dann so spielstark zu sein, um wieder an der Verbandsrunde teilnehmen zu können. Eine B-Klasse gab es nicht mehr und so traten wir in der A-Klasse an. Den ersten Sieg mit 5:3 errangen wir auch diesmal wieder gegen Eltville II (inzwischen bestand ein Mannschaftsspiel nur noch aus 8 Spielen). Weitere 4:4 Ergebnisse kamen zustande und so wuchsen wir weiter zu einem ernstzunehmenden Gegner heran.

Ab 1967 gab es wieder eine B-Klasse, in der wir erstmals eine 2. Mannschaft meldeten. Von da an war der Badmintonsport in Weiterstadt fest etabliert. Die Mitgliederzahl stieg von Jahr zu Jahr.

Zu den bestehenden Mannschaften kamen im Laufe der Jahre weitere hinzu. Größere Erfolge gab es durch verschiedene Meistertitel. Trotz der heutigen sportlichen Rahmenbedingungen, der bisher erreichten und zukünftigen Ziele, sowie der erfreulich hohen Mitgliederzahl unserer Abteilung, sollte man ab und zu daran denken wie es einmal begann.